Es piepst und zwitschert – Vogelnachwuchs

Es ist Sommerferienzeit in Rheinland-Pfalz, und im größten Zoo des Landes in Neuwied ist Hochsaison. Auf einem der breiten Zoo-Wege hat sich eine Menschentraube gebildet, viele mit gezückten Smartphones in der Hand. „Ich kann mir schon denken, was die alle fotografieren“, meint Kurator Maximilian Birkendorf. „Die Pfauenküken sind momentan eine Attraktion, weil sie eben mitten zwischen den BesucherInnen umherlaufen. Das können Erdmännchenjungtiere oder Wasserbockkälber nicht.“ Daher bekommen die Pfauenküken, die aufgeregt piepsend der völlig ungerührten Mutterhenne durch die Menge hindurch folgen, viel Aufmerksamkeit -ungewöhnlich für Vogelnachwuchs. „Allgemein ist es leider so, dass Nachwuchs im Vogelbereich nicht annährend so viele Leute begeistert wie Säugetierjungtiere“, bedauert der Vogelkurator. Zumindest die Bernierenten-Küken haben aber schon ihre Fans. „Die sind auch wirklich niedlich und schwimmen in einer großen Schar direkt hinter der Scheibe auf dem Teich der Afrikaseite des Kranichufers, als wollten sie sich extra in Szene setzen. Die konnten schon gleich nach dem Schlupf schwimmen und tauchen – und wenn sie nach einem Tauchgang wieder hochploppen, sind sie völlig trocken. Das ist schon faszinierend“, findet Birkendorf. Pfauenküken und Entenküken haben gemeinsam, dass sie zu den sogenannten Nestflüchtern gehören. Nestflüchter sind bereits beim Schlupf vollständig flauschig befiedert und in [...]

Es piepst und zwitschert – Vogelnachwuchs2024-08-07T13:26:46+02:00

Würfelnatter-Schutzprojekt

Von den BesucherInnen unbemerkt ist eine neue Schlangenart im Zoo Neuwied eingezogen. In einer Reihe Freiland-Paludarien hinter dem Avimundo, der Vogelstation des Zoos, sind vor ein paar Wochen zwölf einheimische Würfelnattern eingezogen. „Die Paludarien sind sozusagen eine Mischung aus Terrarium und Aquarium, haben also einen Land- und einen Wasserteil“, erklärt David Otte, der im Zoo Neuwied als Obertierpfleger arbeitet. „Würfelnattern sind nämlich noch stärker ans Wasser gebunden als die viel häufigeren und daher bekannteren Ringelnattern. Ihre Nahrung besteht fast vollständig aus kleinen Fischen.“ Die Würfelnatter hat ein großes Verbreitungsgebiet in Europa und Asien, ihre letzten natürlichen Vorkommen in Deutschland sind jedoch auf drei kleine, isolierte Populationen in Rheinland-Pfalz beschränkt – damit gehört sie zu den seltensten einheimischen Wirbeltieren überhaupt. „Die Würfelnatter hat sehr spezielle Lebensraumansprüche und reagiert sehr empfindlich auf Veränderungen ihrer Umwelt, passt sich nur langsam an“, weiß Otte. „Das größte der drei deutschen Vorkommen liegt an der Lahn, mit Schwerpunkt auf dem Naturschutzgebiet ‚Schleuse Hollerich‘. Dort findet sie ideale Bedingungen vor. Allerdings ist die Lahn eine Bundeswasserstraße, und die Wehranlage in Hollerich muss aufgrund baulicher Defizite dringend neu gebaut werden. Dies könnte zur Beeinträchtigung der dortigen Würfelnatterpopulation führen.“ Um negative Auswirkungen zu verhindern [...]

Würfelnatter-Schutzprojekt2024-08-07T13:18:17+02:00

Kleine Beutegreifer – Große Besucherlieblinge

Der Tag ist wolkenverhangen und ungewöhnlich kühl für Anfang Juli. „Das finden nicht nur wir Menschen blöd, auch unseren Erdmännchen gefällt das gar nicht“, behauptet Alexandra Japes. „Sie sind schließlich an ganz andere Temperaturen angepasst. Ihr natürlicher Lebensraum sind Savannen- und Wüstengebiete im südlichen Afrika. Auch wenn unsere Erdmännchen natürlich schon seit vielen Generationen in europäischen Zoos wie dem Zoo Neuwied leben, fühlen sie sich trotzdem immer noch bei Sonnenschein und Hitze am wohlsten. Anders als viele andere Tiere, die sich dann in den Schatten zurückziehen, setzen sich die Erdmännchen dann mitten in die Sonne, machen die Augen zu und lassen sich den Bauch wärmen. Gedanklich vervollständige ich das Bild dann gerne mit einer winzigen Sonnenbrille und einem kühlen Getränk. Ab und zu kommt es sogar vor, dass die Tiere dabei so sehr entspannen, dass sie einnicken und umkippen“, erzählt die Biologin grinsend. Es sind gerade solche menschlich anmutenden Verhaltensweisen, die die Erdmännchen zu den absoluten Besucherlieblingen in den Zoos machen. Ihnen wurde sogar ein eigener Tag gewidmet: Am 03. Juli ist internationaler Erdmännchen-Tag. Allein in Europa gibt es über 600 Haltungen in Zoos und Tierparks – dabei sind Erdmännchen nicht bedroht. „Erdmännchen haben einen [...]

Kleine Beutegreifer – Große Besucherlieblinge2024-07-07T08:51:07+02:00

Huftiere im Miniformat

Die strukturreiche, grasbewachsene Fläche liegt im hellen Sonnenschein. Jonas Feinkohl, Tierpfleger im Zoo Neuwied und für das 2023 neu eröffnete Kranichufer zuständig, hat Teile der Wiese extra morgens noch gemäht – „Damit die Besucher auch eine Chance haben, die beiden zu sehen“, wie er sagt. Gemeint sind die zwei Antilopenkälber, die Ende Mai hier geboren wurden und sich wie ihre Eltern gern im hohen Gras verstecken. Das können sie leicht, denn es handelt sich um Kirk-Dikdiks: Diese afrikanischen Zwergantilopen erreichen ausgewachsen eine maximale Schulterhöhe von rund 40 cm. „Die Jungtiere waren anfangs echt winzig“, erzählt der Revierleiter „bei der Erstversorgung wogen sie ungefähr 600 Gramm. Zum Glück können die gleich nach der Geburt laufen und fliehen, wenn Gefahr droht. Sonst müssten wir hier echt bei jedem Schritt aufpassen, dass wir nicht drauftreten.“ Es ist das erste Mal, dass die Zwergantilopen, die der Zoo Neuwied erst seit 2023 hält, erfolgreich Jungtiere großziehen. Neben den beiden Jungtieren hält der Zoo aktuell zwei Weibchen und einen Bock, der sich durch seine kurzen, geraden Hörner von den Weibchen unterscheidet. „Die beiden Kälber sind beide weiblich“, verrät Zoodirektor Mirko Thiel. „Das ist in der Regel ein Grund zur Freude bei [...]

Huftiere im Miniformat2024-07-07T08:46:29+02:00

Ein besonderer Abend für besondere Besucher

Während die Sonne langsam sank, stieg im Zoo Neuwied die Stimmung einer Schar ganz besonderer Besucher: am 07. Juni hatte der Zoo Neuwied bereits zum 16. Mal zur „Dreamnight at the Zoo“ eingeladen. An dieser Aktion nehmen weltweit über 250 zoologische Einrichtungen in 36 Ländern teil und öffnen nach Ende der regulären Besuchszeit ihre Tore für Gäste, die einen Zoobesuch aufgrund ihrer besonderen Bedürfnisse sonst nicht genießen können. „Die Veranstaltung richtet sich an chronisch kranke und behinderte Kinder und ihre Familien“, erklärt Eva Fritsch, die die diesjährige Dreamnight organisiert hat. „Diese laden wir über ihre jeweiligen Einrichtungen wie Förderschulen- und Kindertagesstätten, Heiltherapeutische Zentren und Kliniken ein. Dabei wechseln wir die Einrichtungen jährlich, sodass wir möglichst vielen Kindern und Familien aus der Umgebung diesen besonderen Abend ermöglichen können.“ Knapp 600 Gäste folgten der Einladung in diesem Jahr – „Wir limitieren die Anzahl ganz bewusst, damit es nicht zu Gedränge kommt, denn das würde das Erlebnis schmälern. Die Zahl ist so gewählt, dass an diesem Abend jeder Gast an allen Aktionen teilnehmen und alle Angebote stressfrei auskosten kann“, sagt die Zoopädagogin. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer aus der Belegschaft und dem Förderverein des Zoos ermöglichten es, dass sich die [...]

Ein besonderer Abend für besondere Besucher2024-06-20T13:24:51+02:00

Spatenstich für die Seehundanlage

Begleitet von Hintergrundgeräuschen wie Löwengebrüll und Papageiengeschrei steht eine Gruppe offiziell gekleideter Menschen im Kreis um einen zum Rednerpult umfunktionierten Stehtisch herum – in einer Baugrube. Der Anlass: Der Zoo Neuwied hat eingeladen zum Spatenstich für die neue Seehundanlage. Oberbürgermeister Jan Einig, der in seiner Funktion als erster Vorsitzender des Fördervereins Zoo Neuwied e.V. den Termin eröffnete, begrüßte die Anwesenden und berichtet über das geplante Projekt: „Der Neubau der alten Seehundanlage aus den 90er Jahren ist das größte Bauprojekt in der Geschichte unseres Zoos. Die alte Anlage war marode und nicht mehr zu retten – da die Seehunde und die regelmäßigen Präsentationen jedoch zu den Besucherhighlights gehören, dürfen sie in unserem Zoo nicht fehlen.“ Die neue Anlage wird durch mehr Platz und eine durchdachte Gehegestruktur sowie eine moderne Salzwasser-Filteranlage eine enorm verbesserte Haltung der Meeressäuger ermöglichen. Gleichzeitig wird auch das Erlebnis für die Besucher durch große, barrierefrei zugängliche und beschattete Tribünen auf ein ganz neues Level gebracht. Und auch seinem Umweltbildungsauftrag kann der Zoo durch das neue Projekt in noch größerem Umfang als bisher gerecht werden, denn ein eigener Besucherraum für ein interaktives, immersives Lernerlebnis ist Bestandteil des Bauvorhabens. Möglich ist der Neubau nur durch [...]

Spatenstich für die Seehundanlage2024-06-20T13:19:18+02:00

Kämmen, Knabbern, Kraulen

„Guck mal Mama, die Affen lausen sich!“ Biologin Alexandra Japes steht am Wassergraben der Schimpansenanlage des Zoo Neuwied und beobachtet, genau wie die Familie neben ihr, die Menschenaffen bei der gegenseitigen Körperpflege – und schüttelt lächelnd den Kopf: „Was landläufig oft als ‚Lausen‘ bezeichnet wird, nennt man in der Fachsprache ‚groomen‘. Das bedeutet ‚pflegen‘, und schließt damit alle Körperpflegehandlungen bei Tieren mit ein. Dazu gehört zwar auch die Entfernung von Ektoparasiten wie Läusen - die haben wir hier im Zoo durch unsere tierärztliche Prophylaxe aber gar nicht. Trotzdem beobachten wir die gleichen Verhaltensweisen bei unseren Tieren, wie sie auch ihre wilden Verwandten zeigen.“ Zoologen unterscheiden zwischen Auto- und Allogrooming, also der Pflege des eigenen Körpers im Unterschied zur gegenseitigen Pflege. „Während beim Autogrooming ganz klar die eigentliche Körperpflege im Vordergrund steht, also zum Beispiel die Entfernung von Schmutzpartikeln, Hautschüppchen oder Verknotungen im Fell, hat das gegenseitige Grooming vor allem eine soziale Komponente“, weiß Japes. „Gegroomt werden erhöht das Wohlbefinden des Empfängers und stärkt so die Bindung zwischen den beiden Tieren. Das müssen dabei nicht unbedingt verwandte Tiere oder Sexualpartner sein: Gerade bei Primaten nutzen rangniedere Gruppenmitglieder Grooming auch oft als Mittel, sich die Gunst der [...]

Kämmen, Knabbern, Kraulen2024-06-20T13:15:44+02:00

Ein Herz für den Nerz

Viel sattes Grün, ein gluckernder Wasserlauf und zahlreiche geschützte Eckchen: In wochenlanger Arbeit haben Mitarbeitende des Zoos die ehemalige Waschbäranlage umgestaltet, um ihrer neuen Bewohnerin bestmögliche Bedingungen zu bieten. Vor ein paar Tagen war es dann soweit und das Transportfahrzeug rollte auf den Hof des Zoo Neuwied. Schon auf dem Fußweg zum Gehege drückt sich eine kleine Schnauze neugierig gegen die Gittertür der Transportbox: Die Nerzfähe kann es augenscheinlich kaum erwarten ihr neues Revier in Besitz zu nehmen. „Der Europäische Nerz ist eine neue Art für unseren Zoo“, erklärt Kurator Daniel Waked. „Wir haben uns aufgrund ihres Gefährdungsstatus ganz bewusst für die Haltung dieser Art entschieden: die ehemals einheimische Marderart ist mittlerweile in Deutschland ausgestorben und auch in ihrem restlichen Verbreitungsgebiet stark im Rückgang begriffen – da wollen wir gegensteuern.“ Die Nerzhaltung im Zoo Neuwied läuft in Kooperation mit dem Verein EuroNerz e.V., der sich zum Ziel gesetzt hat, die Art vor dem Aussterben zu bewahren und zukünftig auch in Deutschland wieder anzusiedeln. Da Nerze außerhalb der Ranzzeit solitär leben und mit Artgenossen unverträglich sind, werden sie selten in zoologischen Einrichtungen gehalten, da man pro Tier ein eigenes Gehege braucht, also in einem Gehege immer [...]

Ein Herz für den Nerz2024-06-20T13:12:00+02:00

Ein Fass voller Freude

Fässer enthalten in den meisten Fällen Bier oder Wein – „Vielleicht auch für viele ein Anlass zur Freude“, vermutet Zootierarzt Daniel Waked, „der Inhalt dieses speziellen Fasses ist jedoch nicht zum Trinken geeignet, aber trotzdem haben wir uns darüber ganz besonders gefreut.“ Das hölzerne Fass befindet sich, etwas versteckt zwischen Büschen und Gräsern, in einem abgetrennten Bereich auf der Afrikawiese des Zoo Neuwied. Bewacht wird es von vier großen, schwarzen Vögeln mit beeindruckenden Schnäbeln, welche meist zu Fuß durch die dicht bewachsene Voliere streifen. Die zu den Nashornvögeln zählenden Südlichen Hornraben stammen aus dem südlichen Afrika, wo sie Savannen und Trockenwälder auf der Suche nach Nahrung, bevorzugt Insekten und kleine Wirbeltiere, durchstreifen. Hornraben sind Höhlenbrüter – und wenn es keine natürliche Baumhöhle gibt, eignet sich ein Holzfass ebenso gut. „Das Holzfass wird von unseren Altvögeln Bonnie und Clyde nun bereits im dritten Jahr in Folge zur Brut genutzt, und zwar mit Erfolg“, verrät Waked, der die Vögel als Kurator betreut. „Das Küken ist jetzt schon gut 5 Wochen alt und entwickelt sich bisher ausgezeichnet.“ Dass man die Jungvogelentwicklung so gut mitverfolgen kann ist bei Nashornvögeln nicht selbstverständlich: „Die meisten Nashornvögel haben die Eigenschaft, ihre Nisthöhlen [...]

Ein Fass voller Freude2024-06-20T13:07:00+02:00

Ein Zoo braucht Freunde

Der Vatertag ist ein Feiertag, der traditionell gern im Kreis guter Freunde verbracht wird – aber auch die vielen weiteren langen Wochenenden bieten sich für einen Ausflug mit Freunden an: Zum Beispiel für einen Zoobesuch. „Ein Zoo braucht übrigens auch Freunde“, weiß Alexandra Japes. „Die Eintrittsgelder der BesucherInnen decken in unserem Haushalt rechnerisch gerade mal die Personalkosten ab. Der Rest -Futterkosten, Energie, Baumaßnahmen- muss auf andere Weise reinkommen. Und hier kommt der Förderverein ins Spiel“, sagt die Biologin, die im Zoo Neuwied für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Unser Förderverein ist der alleinige Gesellschafter der Zoo Neuwied gGmbH, und damit praktisch Träger des Zoos. Aber nicht nur die Mitgliedsbeiträge unserer Fördermitglieder sind äußerst wertvoll für uns: Der Förderverein generiert auch Spenden, etwa für Bauprojekte. Das Kranichufer, welches wir 2023 eröffnet haben, wurde komplett ohne öffentliche Zuschüsse gebaut. Das wäre ohne unsere Zoofreunde niemals möglich gewesen“, ist Japes überzeugt. „Außerdem lenken die Fördervereinsmitglieder die Geschicke des Zoos mit, indem sie bei den Mitgliederversammlungen bei wichtigen Entscheidungen mit abstimmen. Im Prinzip sind also unsere Mitglieder schuld daran, dass wir aktuell so viele Baustellen im Zoo haben“, sagt die Biologin mit einem Augenzwinkern, „und auch wenn diese beim Zoobesuch [...]

Ein Zoo braucht Freunde2024-06-20T13:02:52+02:00
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