Natur- und Artenschutz

Natur- und Artenschutz ist eine der vier Hauptaufgaben von wissenschaftlich geführten Zoos. Der Zoo Neuwied beteiligt sich daran durch Erhaltungszucht, durch Unterstützung vor Ort und mit seiner Bildungsarbeit.

Natur- und Artenschutz

Natur- und Artenschutz ist eine der vier Hauptaufgaben von wissenschaftlich geführten Zoos. Der Zoo Neuwied beteiligt sich daran durch Erhaltungszucht, durch Unterstützung vor Ort und mit seiner Bildungsarbeit.

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Artenschutz-Zentrum Zoo

Eine der vier Hauptaufgaben von wissenschaftlich geführten Zoos ist der Natur- und Artenschutz. Der Zoo Neuwied beteiligt sich daran durch Erhaltungszucht im Zoo, durch Unterstützung vor Ort und mit seiner Bildungsarbeit.

Artenschutz durch Erhaltungszucht („ex situ“)

Der Zoo Neuwied ist Mitglied in diversen international agierenden Artenschutzverbänden.

Als einer von gut 400 wissenschaftlich geführten Zoos in Europa nimmt der Zoo Neuwied einen wichtigen Platz in der Erhaltungszucht von mehr als 40 Tierarten ein, indem er mit seinen Tieren und MitarbeiterInnen die EEPs (EAZA-Ex Situ-Programmes) des europäischen Zooverbands EAZA unterstützt.

Artenschutz durch Erhaltungszucht

Viele Tierarten sind in der Wildnis so stark durch Lebensraumzerstörung oder illegalen Tierhandel bedroht, dass ihre Bestände besorgniserregend schnell abnehmen. Gezielte Vermehrung in menschlicher Obhut ist neben dem Schutz des Lebensraumes und der Eindämmung des illegalen Handels ein wichtiger Faktor, um die Ausrottung einer Tierart zu verhindern. Die Tiere, die in Zoos gehalten werden, stellen eine Reservepopulation für ihre im Herkunftsland lebenden Artgenossen dar. Um diese wertvolle Population innerhalb der zoologischen Gärten zu bewahren, wurden europaweite Erhaltungszuchtprogramme (EAZA Ex-Situ Programmes, kurz EEPs) aufgebaut. Diese sollen langfristig dafür sorgen, dass Tiere im Rahmen von Wiederansiedlungsmaßnahmen wieder in die freie Natur verbracht werden können, sobald deren Schutz sichergestellt werden kann. Kurzfristig dienen die EEPs dazu, den Bestand einer Tierart in menschlicher Obhut gesund und genetisch möglichst groß zu halten.

In Neuwied wurden im Rahmen von EEPs in den letzten Jahren beispielsweise Humboldtpinguine, Balistare, Hornraben und Geparden gezüchtet und gezielt an andere Tiergärten in Europa vermittelt. Darüber hinaus bietet der Zoo Neuwied im Rahmen der EEPs für Rote Varis, Braune Klammeraffen und Przewalskipferde ein „Zuhause auf Zeit“ für männliche Tiere, die in Junggesellengruppen ihr arttypisches Verhalten erlernen sollen, bevor sie vom zuständigen EEP-Koordinator eine Empfehlung zur Verpaarung in einem anderen Zoo erhalten. Seit 2017 koordiniert der Zoo Neuwied federführend das EEP für Gelbwangenkakadus (Cacatua sulphurea) und gilt als erster Ansprechpartner für sämtliche EAZA-Institutionen, wenn es um die Fütterung, Unterbringung, Pflege und Zucht dieser hoch bedrohten indonesischen Papageienart geht.

Tierarten in EAZA Ex-situ Programmen

  • 1

    Afrika-Marabu

  • 2

    Ägyptische Landschildkröte

  • 3

    Arabische Sandkatze

  • 4

    Balistar

  • 5

    Bernierente

  • 6

    Blaulatzsittich

  • 7

    Bolivianisches Totenkopfäffchen

  • 8

    Borstenschwanz-Rattenkänguru

  • 9

    Brauner Klammeraffe

  • 10

    Ecuador-Amazone

  • 11

    Erdmännchen

  • 12

    Europäische Wildkatze

  • 13

    Flachlandtapir

  • 14

    Gelbwangenkakadu

  • 15

    Gepard

  • 16

    Gila-Krustenechse

  • 17

    Grauhand-Nachtaffe

  • 18

    Großer Ameisenbär

  • 19

    Humboldtpinguin

  • 20

    Kaiserschnurrbarttamarin

  • 21

    Katzenbär

  • 22

    Kirk-Dikdik

  • 23

    Mähnenwolf

  • 24

    Manul

  • 25

    Mittelbeo

  • 26

    Paradieskranich

  • 27

    Przewalskipferd

  • 28

    Purpurtangare

  • 29

    Roter Vari

  • 30

    Schneeeule

  • 31

    Schwarze Dickkopfschildkröte

  • 32

    Seehund

  • 33

    Sibirischer Tiger

  • 34

    Skorpionskrustenechse

  • 35

    Sonnensittich

  • 36

    Spaltenschildkröte

  • 37

    Springtamarin

  • 38

    Steppenadler

  • 39

    Südlicher Hornrabe

  • 40

    Südlicher Tamandua

  • 41

    Vikunja

  • 42

    Von-der-Decken-Toko

  • 43

    Westlicher Schimpanse

  • 44

    Wickelbär

  • 45

    Zweifingerfaultier

  • 46

    Zwergseidenäffchen

Artenschutz durch Unterstützung vor Ort („in situ“)

Der Zoo Neuwied unterstützt auf unterschiedliche Art und Weise Projekte zu Gunsten des Artenschutzes direkt in den Gebieten, in denen es nötig ist. Das fängt natürlich vor der eigenen Haustür an: Seit Anfang der 90er-Jahre fungiert der Zoo als offizielle Aufnahme- und Wiederauswilderungsstation für verletzte und verwaiste heimische Wildtiere. Weit über 100 „Pflegekinder auf Zeit“ werden dem Team des Zoos jährlich zur vorübergehenden Pflege übergeben – mehr als die Hälfte davon sind Singvögel. Die andere Hälfte entfällt auf Kleinsäuger wie Igel, Eichhörnchen, Kaninchen und Bilche einerseits sowie auf Wassergeflügel, Greifvögel und Eulen andererseits. In der Auffang- und Auswilderungsstation des Zoo Neuwied werden diese Tiere fachkundig versorgt und in den allermeisten Fällen wieder in ihren herkömmlichen Lebensraum überführt. Tiere, für die ein Verbringen an ihren ursprünglichen Fundort trotz bestmöglichen „Aufpäppelns“ den sicheren Tod bedeuten würde, dürfen als Dauergäste im Zoo Neuwied verbleiben.

Der 2022 eingeführte Artenschutz-Euro ist eine freiwillige Abgabe, die Besucher beim Eintritt zahlen. Dieses Geld geht zu 100% an internationale in-situ-Schutzprojekte. Dabei legen wir Wert darauf, mit erfahrenen Förderpartnern zusammenzuarbeiten, sie sicherstellen, dass das Geld dort ankommt, wo es benötigt wird. Die unterstützten Projekte werden jährlich neu ausgewählt und verteilen sich auf unterschiedlichste Tierarten und Lebensräume in aller Welt.

Der Lebensraum für die Menschenaffen wird immer stärker vom Menschen zerstört. Ein Grund für die Zerstörung des Zentralafrikanischen Regenwaldes ist z.B. der Abbau von Coltanerz. Coltan ist ein Metall, welches überirdisch abgebaut wird. Dadurch werden große Flächen des ursprünglichen Regenwaldes in karge Landschaften verwandelt. Verschiedene Metalle, u.a. auch Coltan, werden in Handys verarbeitet. Ein Recycling von diesem Metall ist möglich und kann dann der verarbeitenden Industrie wieder zugeführt werden. Dadurch können die natürlichen Vorkommen geschont werden. Spenden Sie Ihr altes Handy und helfen so, den Lebensraum von Schimpanse und Gorilla zu retten. Die Aktion wird in Kooperation mit Mobile Box durchgeführt.

Der Zoo Neuwied beteiligt sich an den Kampagnen des Europäischen Zooverbands (European Association of Zoos and Aquaria , kurz EAZA), die auf bestimmte Themen im Artenschutz aufmerksam machen und verschiedene Artenschutzprojekte unterstützen. Seit Ende 2017 bis Ende 2019 läuft die aktuelle Kampagne „Silent Forest“, die auf die drohende Ausrottung von Singvogelarten in Südostasien aufmerksam machen soll. Jeden einzelnen Tag werden Singvögel in den südostasiatischen Wäldern im großen Stil gefangen, um sie als Haustiere zu halten oder an traditionellen Singwettbewerben teilnehmen zu lassen. Viele von ihnen überleben nur wenige Tage in den winzigen Käfigen, in denen sie gehalten werden. Einige der gefragtesten Arten sind in unmittelbarer Gefahr auszusterben. Auf manchen Inseln sind sie bereits verschwunden und kehren nie mehr zurück. Jetzt ist die Zeit zu handeln, bevor die Wälder für immer verstummen! Mit Hilfe von Spendensammlungen sollen verschiedene Projekte in Südostasien unterstützt werden, um u.a. die Aufmerksamkeit der einheimischen Bevölkerung auf dieses Thema zu lenken und Wiederansiedlungsmöglichkeiten auszuloten.

Der Zoo Neuwied ist Mitglied des Vereins Sphenisco – Schutz des Humboldt-Pinguins e.V. , der in Zusammenarbeit mit chilenischen Naturschützern und Wissenschaftlern dazu beitragen möchte, den Humboldt-Pinguin vor der Ausrottung zu bewahren. Der frei lebende Bestand an den Küsten Chiles und Perus ist durch eine ganze Reihe von Faktoren bedroht. Der Rückgang des Fischbestandes durch Überfischung und Klimaveränderungen, Meeresverschmutzung, und illegaler Guanoabbau nehmen dem Humboldt-Pinguin zunehmend die Lebensgrundlage. Zudem verenden Tiere in Fischernetzen, sterben beim Fischfang mit Dynamit oder werden gefangen, verzehrt oder als Fischköder benutzt. Unkontrollierter Tourismus stört die Tiere in ihren Brutkolonien und vermindert den Bruterfolg. Vorrangige Ziele, um den Humboldt-Pinguin vor der Ausrottung zu bewahren, sind die Unterschutzstellung und Überwachung von Brutkolonien, die Errichtung von Meeresschutzzonen und die Durchsetzung von Fangverboten mit Kiemennetzen sowie die Verhinderung des Fischens mit Dynamit. Darüber hinaus ist es wichtig, die lokale Bevölkerung für Natur- und Artenschutzthemen zu sensibilisieren und alternative Einkommensquellen z.B. im so genannten Ökotourismus zu schaffen. Der Zoo Neuwied beteiligt sich regelmäßig mit Aktionen zum Welt-Pinguintag und macht auf die Wichtigkeit des Humboldtpinguinschutzes aufmerksam.


Die Stiftung Artenschutz ist eine Gemeinschaftsinitiative von über 45 angesehenen Zoologischen Gärten, Tierparks und Naturschutzorganisationen. Erklärtes Ziel ist der Erhalt existenziell gefährdeter Tierarten, für die es bislang keine ausreichende finanzielle Unterstützung gibt sowie der Schutz ihrer ursprünglichen Lebensräume. Als Mitglied unterstützt der Zoo Neuwied diese Arbeit jährlich. Die geförderten Projekte sind über den gesamten Erdball verteilt. Dazu gehört u.a. das Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB), das erste Naturschutzzentrum Kambodschas, welches sich für den Erhalt der Biodiversität in der Region einsetzt und in diesem Sinn eine Auffangstation für verletzte und beschlagnahmte Tiere führt. Ein weiteres Projekt ist der Amphibien-Fonds um der weltweiten Amphibienkrise entgegenzuwirken. Hier wurden Projekte in Kolumbien, aber auch in Deutschland unterstützt.

Der Zoo Neuwied ist Mitglied der Zoologischen Gesellschaft für Arten und Populationsschutz e.V. (ZGAP), deren Ziel in erster Linie dem Erhalt wenig bekannter, stark gefährdeter Tierspezies und dem Schutz ihrer Lebensräume gilt. Die ZGAP unterstützt verschiedene Projekte, u.a. das „Zootier des Jahres“, bei dem jedes Jahr auf eine andere bedrohte Tierart aufmerksam gemacht und Geld für deren Schutz gesammelt wird. Eins der ersten Projekte drehte sich um die Ecuadoramazone und wurde in 1984 gestartet. Dabei ging es zunächst darum, die Verbreitung und den Bestand dieser Amazone im Norden Ecuadors abzuschätzen und weitere Forschungsarbeit zu leisten. Auch in Deutschland ist die ZGAP aktiv und fördert die ex-situ Zucht sowie Auswilderungsprojekte des Europäischen Nerzes. Seit 2014 entwickelt sich die Population auf der Insel Hiiumaa (Estland) sehr positiv und 2015 kam es auch am Steinhuder Meer zu einer Sensation, als zum ersten Mal seit fast 100 Jahren Europäische Nerze in freier Wildbahn in Deutschland geboren wurden.

Jedes Jahr wird ein neues Zootier des Jahres als Artenschutzkampagne der Verbände Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP), Deutsche Tierparkgesellschaft e.V. (DTG), Gemeinschaft deutscher Zooförderer e.V. und Verband der Zoologischen Gärten e.V. (VdZ) vorgestellt. Bei der Wahl zum jeweiligen „Zootier des Jahres“ berücksichtigt die ZGAP Tierarten die wenig bekannt aber hochbedroht sind. In der jüngeren Vergangenheit wurden schon zahlreiche, teils große Arten unbeachtet von der Öffentlichkeit ausgerottet – einfach, weil man nicht ausreichend über sie wusste oder weil sie nicht genug Anklang in den Medien fanden. Im Jahr 2023 ist der Ara das Zootier des Jahres. Mit Hilfe von Spenden werden verschiedene Projekte vor Ort unterstützt, um den Lebensraum zu erhalten. Auch der Zoo Neuwied beteiligt sich an diesen Projekten.

Artenschutz durch Umweltbildung

Dem Team des Zoo Neuwied ist es ein großes Anliegen, die Notwendigkeit des Schutzes diverser Tierarten an seine Besucherinnen und Besucher zu vermitteln. Tiere im Zoo haben immer auch die Funktion eines Botschafters für ihre wildlebenden Artgenossen. Im Rahmen der Gehegebeschilderung, kommentierten Fütterungen, wechselnden Ausstellungen und zahlreiche Zooschulangebote werden nicht nur Fakten rund um die im Zoo Neuwied gehaltenen Tiere präsentiert, sondern immer auch deren Bedrohung in der „freien Natur“ thematisiert. Ziel ist es, Besucherinnen und Besucher jeden Alters für Artenschutzbelange zu sensibilisieren und Denkanstöße für ein eigenes, verantwortungsvolles Handeln anzubieten.